Kleine Kulturgeschichte des Lexikons
Im Folgenden soll ein kurzer Blick auf die Geschichte des Lexikons im Allgemeinen, die bis in die Zeit der vorindustriellen Gesellschaft zurückreicht, sowie der beiden traditionsreichsten Lexika deutscher Sprache, des Brockhaus- und des Meyer-Lexikons, im Besonderen geworfen werden.
Inhaltsverzeichnis
- Die Aura des Lexikons
- Die Monumental-Lexika des 18. Jahrhunderts
- Brockhaus und Meyer
- Die Fusion
- Herder und Pierer
- Quellenangaben
Herder und Pierer
Als weitere respektable Wettbewerber auf dem Lexikon-Markt neben Brockhaus und Meyer sind für die Zeit des 19. und frühen 20. Jahrhunderts vor allem Herders Konversations-Lexikon und Pierers Universal-Lexikon zu nennen. Das Herder-Lexikon erschien erstmals 1854 als fünfbändige Ausgabe und war ursprünglich als katholisch akzentuiertes Gegenstück zu Brockhaus und Meyer geplant.
Den Höhepunkt der Werkgeschichte, vor allem unter ästhetischen Gesichtspunkten, stellt ohne Zweifel die von 1902 an in 8 Bänden und 3 Supplementen erschienene 3. Auflage dar, die in ihrer überaus reizvollen Jugendstil-Ornamentik einen der gestalterischen Höhepunkte der Buchproduktion dieser Epoche bildet.

in 8 Bänden, erschienen 1902 - 1907
Das Pierer-Lexikon erschien in erster Auflage bereits 1824, und zwar als Monumentalwerk in 36 Bänden. Die Anzahl der Bände, die für den Verlag ein Kostenproblem darstellte, wurde in den Folgejahrzehnten nur langsam reduziert; noch 1867 umfasste das Grundwerk 19 Bände. Der "Pierer" war für seine Zeit ein modernes, zukunftsweisendes Lexikon, wie unter anderem der schon frühzeitig praktizierte Doppelspaltendruck sowie die übersichtlichen Verweismethoden zeigen.
"Die verweistechnische Infrastruktur dieses Werkes war ihrer Zeit weit voraus und steht im 19.Jahrhundert ohne Beispiel da", heißt es dazu im Seemann-Verzeichnis.2 Auch in ihren Illustrationen repräsentierten die Pierer-Ausgaben stets den neuesten Stand der Technik. So kann sich zum Beispiel die inden 70-er Jahren des 19.Jahrhunderts erschienene 6.Pierer-Auflage neben der zeitgleich herausgegebenen 3.Auflage des Meyer-Lexikons sehr gut behaupten.
Die Konkurrenz von Brockhaus und Meyer erwies sich gleichwohl im Laufe der Zeit als zu mächtig. Die 7., nur noch 12-bändige Auflage des Jahres 1888 sollte die letzte sein. Gut erhaltene Pierer-Ausgaben sind heute sehr selten und wieder sehr gefragt.
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